Landebahnen. Vorfelder. Shelter. Anschlussgleise.
Der Luftverkehr boomt - trotz der
systembedingten Irritationen nach der Tragödie des "9/11".
Billigflieger wie Ryanair, easyjet oder HapagLloyd-Express hetzen von Erfolg
zu Erfolg und auch Erweiterung / Neubau von Großflughäfen ist im
dichtbesiedelten Deutschland noch nicht zum Stillstand gekommen. Relikte
des Luftverkehrs sind demnach fast ausschließlich im militärischen Bereich
vorzufinden; dabei sind es nicht nur die Reste von
"Einsatzhäfen" der Wehrmacht, welche im ländlichen Raum sofort
nach dem Krieg deaktiviert werden konnten, auch der Abzug von Russen und
Franzosen (komplett), Kanadiern und Amerikanern (teilweise) bewirkte die
Freisetzung so manchen luftwaffenbezogenen Areals.
Die Sicherheits- bzw. Notlandung ("lediglich" eine juristische
Frage) einer Turboprop-Verkehrsmaschine während eines Orkans in Brandenburg
im Sommer 2002 auf einem verlassenen alten Flugplatz wie auch die Verwendung
solcher als morbide Locations in Actionfilmen lenkt den Blick auf die
"Schönheit" solcher Anlagen. Bei einer zivilen Umnutzung von
aufgegebenen Airbasen (Söllingen, Lahr, Bremgarten) bleiben oft die Gebäude
und Shelter fast unberührt; andernorts charakterisieren überwuchernde
Landebahnen und Vorfelder wie nur weniges das (vorläufige) Ende von
Verkehrsgeschichte.
Ailertchen
Auf der Hochfläche nordwestlich der
Westerwaldmetropole Westerburg (mit Großkaserne) hat es einen
Wehrmachtseinsatzhafen gegeben. Teile des Areals werden als
Segelflugplatz genutzt; es gibt daneben Weideland und einen großen
Fußballplatz. Alte Gebäude, von Wald geschützt, überdauerten auch
als Ruine noch bis in die 1970er - heute Heimat kleinerer Firmen mit
Fabrikverkauf.
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Zu sehen die
Weidefläche, eine Sichtschutzbepflanzung und das Dach eines alten
Funktionsgebäudes |
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Allstedt
Auf einer waldgesäumten Hochfläche zwischen
den pittoresken sachsen-anhaltinischen Kleinstädten Allstedt und Querfurt
errichteten die sowjetischen Streitkräfte einen großen Militärflugplatz,
welcher ein Anschlussgleis zur Röblingen-Querfurter Nebenbahn erhalten hatte;
dieses wie auch ein nach Norden zu einem nahen Munitionsdepot führendes Gleis
überdauern mit Holzschwellen und Bahnübergangsschienen in der Natur wie in
Wanderkarten, während vom Flugplatz samt Kaserne naturgemäß nichts zu lesen
war.
Heute ein Verkehrslandeplatz (auch Flugtage), daneben morbider
Exmilitärcharme:
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Gleisrest |
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Vorfeld mit
Nebentower |
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Riesiger Taxiway |
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Alte Shelter... |
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...gut getarnt |
Frankfurt-Bonames
Nur ein kleiner Platz, aber für die US-Army
dennoch wichtig. Der "Maurice Rose"-Heliport mit seiner fast
700m langen Asphaltpiste, aufgegeben in den 1990ern, wurde danach für (illegale) Autotestfahrten und (legale) Dreharbeiten
verwendet. Seit kurzem werden die alten Gebäude kommunal und
kommerziell genutzt, die freien Flächen einer freien Renaturierung
überlassen.
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Vorfeld in erster
Bewucherung |
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Runway mit
Entwidmungskreuz |
Anlage Lachs bei Großeutersdorf (Thüringen)
Außenstelle der Reichsmarschall Hermann
Göring Werke, die in den unterirdischen Stollen den weltweit ersten
Düsenjäger Me 262 produzierten, diese mit einem Schrägaufzug auf den
Walpersberg hievten, von deren sehr knapper Hochflächenpiste sie zu
Einsatzhäfen starteten. Interessant eine unvollendete normalspurige Anschlussbahn, von der zwei
Brückenruinen im Dehnatal überdauert haben. Von der alten Feldbahn mit
Spitzkehre ist naturgemäß nichts mehr vorzufinden.
Wie an vielen Stellen ergab weltführende Hochtechnologie, logistische
Meisterleistung und menschenverachtende Ausbeutung von Zwangsarbeitern auch am
Walpersberg die kriegstypische deutsche Melange. Aufarbeitung der
Geschichte, Gedenkstätte und Museum (Teilbegehbarmachung der riesigen
unterirdischen Bereiche) sind das Ziel des örtlichen Vereins Geschichts-
und Forschungsverein Walpersberg e.V.
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Stolleneingang |
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Skizze der
Startbahn auf dem Walpersberg |
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Brückenruinen der
unvollendeten Anschlussbahn |
Linktipp: Rene Homuth "Anlage
Lachs" (Oberirdische, teils bereits beseitigte
Betonrelikte der Anlagen)
Eisenach-Kindel
Umfangreiche Kasernenruinen des alten
Flugplatzes (Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte GSSD) wurden in den 1990er Jahren abgetragen; der Flugplatz selbst
mit seiner großen Betonpiste zu einem Regionalverkehrsflughafen
umgestaltet nebst angeschlossenem Gewerbegebiet. Weiter östlich
bestehen (noch) Reste des Panzerverlade- und Rangierbahnhofs, der mit einem
Anschlussgleis mit der (seit 1995 stillgelegten) Bufleben-Friedrichswerther
Eisenbahn verbunden war und den nordwestlich anschließenden riesigen
Truppenübungsplatz Hainich (heute Biosphären-Reservat) versorgte.
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Panzerladerampe |
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Einstiges
entfernteres Vorfeld nun Verkehrsübungsplatz |
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Mehrere
Weichen,... |
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...Prellböcke,... |
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...guter
Gleiszustand (2004) |
Linktipp: Luftfahrt
Eisenach, u.a. mit Duerrerhof
(BMW-Flugmotoren: "Schattenwerk"), Flugplatz
Kindel (Henning Tikwe)
Halle (Saale)
Unter dem Decknamen "Dr.Sagebiel" gab
es einst ein geheimes militärisches Anschlussgleis von der Halle-Hettstedter
Bahn zum ersten Flugplatz der Saalestadt: siehe Integrativseite
Halle (Saale)
Lippe (Siegerland)
Gleich östlich des Truppenübungsplatzes
Daaden / Stegskopf liegt der Regionalflughafen Siegerland. Er ist der
Nachfolger eines in den 1930ern angelegten Militärflugplatzes, welcher
sogleich ein mehrere Kilometer langes Anschlussgleis von der Westerwaldbahn
(Grubenanschlüsse um Nauroth, Emmerzhausen) erhalten hatte. Nachdem auf
den Strecken um Friedewald seit den 1950ern sukzessive der Betrieb eingestellt
wurde, zeigte sich das nur in den Kriegsjahren befahrene Flugplatzgleis
ziemlich "widerstandsfähig": die Dämme und Einschnitte sind
auch heute noch beeindruckend, werden Teile als Militärstraße genutzt.
Lediglich die frühere Brücke der B54 kurz vor dem Platz ist in den letzten
Jahren zugunsten einer Aufschüttung verschwunden. Einige Eindrücke:
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2004: Damm des
Anschlussgleises bevölkert von Kühen |
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Durchlass |
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Einschnitt vor B54 -
deren einstige Brücke abgetragen |
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Wüstung am Airport |
Meiningen
Der zu DDR-Zeiten noch wichtige
Stacheldraht-Zaun steht noch heute fast unversehrt, die Gebäude dienen unter
anderem einem Hundesportverein, während die alte Graspiste noch als Weideland
auf der Hochfläche über der Kreisstadt weiterexistiert.
Die
Shelter der MIL-Kampfhelikopter waren auf die Schnelle nicht ausfindig zu machen.
Merzhausen (Taunus)
Unweit der Taunusmetropole Usingen befand sich
der Wehrmachtseinsatzflugplatz Merzhausen. Er erhielt von der
Grävenwiesbacher Strecke ein kurzes Anschlussgleis, dessen Damm im Wald
deutlich auszumachen ist. Der alte Flugplatz - eine weite Lichtung auf
der Taunushochfläche - ist nach dem Krieg zu einer Erdefunkstelle umgestaltet
worden; einige zeitgenössische Häuser am Waldrand und breite Asphaltflächen
nähren den Verdacht einer Remanenz von Infrastrukturelementen:
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2004:
Anschlussgleisdamm deutlich im Wald auszumachen |
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Breite
Zufahrtsstraße nun teilweise Radübungsplatz |
Linktipp: Mehr Infos und Fotos auf www.weiltalbahn.de
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Alte US-Militärflughäfen im Großraum Nürnberg
Siehe Integrativseite Großraum
Nürnberg-Fürth.
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