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Der Hunsrück.
Eingerahmt von Rhein, Mosel, Saar und Nahe fristet das
Mittelgebirge ein unspektakuläres Dasein - stets im Schatten der benachbarten
berühmteren Eifel, gleichwohl ähnlich reich mit Verkehrsrelikten
ausgestattet. Neben den ausrangierten und konvertierten
Militärflugplätzen finden sich viele alte Nebenstrecken, heute zumeist mit
reizvollen Bahnradwegen versehen. "Unser" Metier, die
verwucherte Schotter- und Gleiswüstung ist aber auch noch verbreitet
vertreten - in manchem Fall vielleicht nur temporär, verfolgt man die
juristischen Possen um die Hunsrückquerbahn, die als Museumsbahn sicher einen
(Unterhalts-) Unterbau als Flughafenzubringer (Hahn) benötigen würde.
Beim
Schinderhannes
Verlässt man die
"Hunsrückautobahn" B50 am Mittelzentrum Simmern, so stößt man auf
den Beginn des Schinderhannes-Radweges, der teils auf dem Trassee der alten
KBS 479 Bopppard - Simmern verläuft (mit Tunnel), oder man wende sich gen
Süden, zur alten Stichstrecke nach Gemünden(H). Sie, einst unter der
KBS 271m gelistet, existierte nur zwischen 1922 und 1963; vom knapp 15km
langen Bahnkörper finden sich noch immer einzelne Dämme und Brückchen:
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Simmern: der Tunnel von S... |
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.. im Detail mit Stein
"1909" |
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...und von Norden (2010) |
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Trasse nahe Norath fast unverfälscht,
oben aber... |
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...der Radweg (2018) |
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Gemündener Trasse in Simmern schon
eingeebnet |
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Wegdurchlass zwischen Holz- und
Tiefenbach |
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...schon 2013 abgetragen, aber
Infotafel |
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2018: bei Holzbach
Prachtunterführung; ebenso ein... |
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...Prachtdamm und ein... |
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...Prachteinschnitt |
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Laderampenreste Gemünden |
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eine alte Kopframpe |
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Alter Güterschuppen und altes
großzügiges... |
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Endbahnhofs-Empfangsgebäude |
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Gleisseite, je 2007 |
Dank für Bilder an Richard
Maxheim.
In medias res
Hermeskeil ist das südliche
Zentrum des Hunsrücks. Mit seinem Flugzeug- und Dampflokmuseum
verkehrstechnisch bekanntgeworden, endet hier die heute Hunsrückquerbahn
genannte Fernstrecke von Langenlonsheim bei Bingen. 1889 bis 1903 war
die Bahn in Betrieb genommen worden, ihre Stilllegung ist von 1976
(Personenverkehr westlich Simmern) und 1997 (Gesamtverkehr westlich Morbach)
überliefert. Der landschaftlich reizvollste Abschnitt um Deuselbach
(mit Viadukten und Tunnel) zeigte sich Anfang 2007 in morbid-ästhetischem
Verfall:
Dhronecken - vorbei an alten
Wassertürmen oder Burgruinen (li), vorbei an einsamen Bahnhöfen:
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Hier erst 380m ü
NN |
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Deuselbach, schon
sind es 520m ü NN |
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Viadukt über dem
Simm-Tal |
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Sichtlich stabile
Schienenpaare |
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Bauwagen für
Unterhaltungszwecke, man sieht.. |
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...warum, am... |
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Tunnel Deuselbach,
Südportal (je 2007) |
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Der Tunnel von
Osten... |
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...innen noch sehr
gut (2013) |
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Hirschfeld, der
alte... |
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...Bahnhof und
die... |
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...überwachsene
Trasse |
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Nieder-Kostenz,
der Viadukt |
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Ellern, hier
zweigte ein Agl zu einem mil. Depot ab |
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Zur Saar nochmal
Im Süden unserer Berichtsregion liegt das
Saar-Nahe-Bergland, der Idar-Hochwald und die Flusstäler von Prims und
Saar. Obwohl administrativ schon dem namensgebenden Kleinland
zugehörig, sei ein Bahnort hier beleuchtet: Nonnweiler. Der Ort
am Kulturdenkmal Hunnenring gelegen, kann neben einer Talsperre ein
Autobahndreieck mit eingebetteter Anschlussstelle vorweisen, dazu einen
abgetragenen Bahntunnel (Schwarzenbach) sowie einen bis 2012 im Güterverkehr
befahrenen nebst tunnelartiger Autobahnunterquerung. Am interessantesten
freilich die Reste der hier von Süden einmündenden Primstalbahn (KBS 265k,
eröffnet 1897) - die letzten Anschlussgleisbedienungen fanden um 1998
statt. Sei es die fast vergessene Süd-Ost-Verbindungskurve (teils von
Steinbruch eingenommen), sei es der hart an den Hang gepresste Bahnkörper bei
Kastel, die Überbauung mit der A1 oder die straßenparallele Wüstung mit
folgendem Radweg - nahezu jeder Zustand war 2007 und 2020 vorzufinden.
Über die Ruwer- bzw. Hochwaldbahn (Radweg!) treffen wir nahe Reinsfeld auf die
Hunsrückquerbahn (die noch leidlich lebt, s.a.o.), müssen aber die
Unterführungskette an der A1 mühsam zu Fuß aufsuchen:
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km
48 ab Trier |
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Sodann gemeinsam gen Hermeskeil |
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Im Tunnel A1 |
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Blick ostwärts |
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Sofort
nach diesem folgt der... |
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...Bierfelder
Tunnel, hier das Westportal und... |
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...innen
(je 2020) |
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Einfahrt
Nonnweiler; links war mal die Verbindungs |
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-kurve Richtung
Primstal (Süden) |
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Blick Süd, rechts
einst ins Primstal, oben A1 (je '07) |
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Eckelheim,
eine Wegunterführung |
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Abbau
war hier erst 2019 |
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Prellbockruine;
es gab hier... |
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...einen größeren Werksanschluss,
der |
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..noch seine Gleise trägt, auch
über... |
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...eine
Söterbach-Brücke (je 2020) |
Abstecher ins Primstal;
diese Strecke ist zwischen Nonnweiler und Wadern bereits seit 1968
stillgelegt, dennoch gibt es einige Relikte (zumal im Südabschnitt einzelne
Anschlüsse noch existieren bzw. bis Anfang der 1990er bestanden):
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Ende noch vor den
alten Anschlüssen |
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Kastel: alte
Bahn-Hangterrasse; re oben A1 |
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Primsbrücke
Wadern-Dagstuhl, schon sehr |
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morbide-rostig |
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Schotterwüstung
am km 37,7 |
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"Störung"
im Wiesengrund |
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Büschfeld, Ödnis
mit BÜ-Rest |
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"Brücke"
betreten verboten - von ihr nur noch... |
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...ein Widerlager
(ehem.Kleinbahn von Merzig) |
Westrichbahn
Die nur knapp 33km lange Nebenbahn war erst 1936 fertiggestellt und
verband Nahe- und Glantalbahn (über Kusel). Im 2.Weltkrieg strategisch
von Nutzen, erfolgte die Stilllegung wie so oft in Häppchen - der aufwändige,
interessierende östliche Teil (Oberkirchener Viadukt, 2 Tunnel) war bis 1971
demontiert worden und trägt schon viele Jahre einen Radweg.
Im nördlichen Segment Türkismühle - Wölfersheim immerhin bis 2012
Güterverkehr, daher auch hier unterschiedliche Zustände wahrnehmbar:
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Wölfersheim, eine Brücke... |
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...und
eine Trasse 2020 |
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Wegunterführung
bei Freisen |
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Hier
der alte Anschluss Hörmann (Tore), aber auch... |
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...Abtragung
für Neubaugebiet |
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Viadukt
Oberkirchen (2018) |
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Der
nahe Tunnel, hier Ostportal |
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Wegunterführung
bei Freisen |
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Eine
zweite kurz vor der A65 |
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Tunnel
bei Thallichtenberg (7x aus 2008) |
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Irrel - ein Reliktnest:
das Bitburger oder Gutland
Besonders bereisenswert in dieser an Luxemburg
grenzenden Region ist die ehemalige KBS 248f Erdorf - Igel. Sie erschloss
in einer nach Westen ausholenden Führung neben der bedeutenden Kreis- und
Militärstadt Bitburg das Tal der Sauer / Sûre (dessen linkes Ufer von einer
luxemburgischen Kleinbahn bedient wurde). Bitburg sah über Jahre neben Bier-
und Panzertransporten nur Museumszüge, weiter südlich geht es
eisenbahnarchäologisch "in die Vollen". Wo die alte Trasse von
der Hochfläche bei Wolsfeld kommend über das Tal der Nims in das Sauertal
absteigt und die Bundesstraße 257 im engen und dunklen Tal gefährliche Kurven
beschreibt, findet sich noch immer eine alte große Stahlbrücke (Fotohalt nicht
möglich, daher umso größerer Dank an mapillary bzw. teddy73, der hier im August
2019 filmend fuhr, verkleinerter Ausschnitt CC BY-SA 4.0) bevor der kleine Ort
Irrel erreicht wird. Hier ist vom 400m langen Tunnel das Ostportal bereits
überschüttet (seit 1994; auf dem Berg Katzenkopf darüber gab es ein unterirdisches
Westwall-Panzerwerk), besagte Bundesstraße durchschneidet als Umgehungsstraße
die Strecke (Bahnbrücke demontiert), südlich des Ortes hält ein schöner
Viadukt die Bahngeschichte wach, der Straßentunnel freilich bereits beseitigt:
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Nims-Viadukt,
Blick Nord by teddy73 / mapillary |
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Verfall
(der Absperrung !), umso massiver die... |
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...Widerlager; |
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Trasse überwuchert (je 2020) |
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Tunnel Irrel - das
Südportal |
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Straßentunnel im
Gegensatz zum Viadukt 2002 bereits abgetragen |
Die alte Strecke im Sauertal selbst ist nun zu
einem Teil ein Bahntrassenradweg (netterweise inklusive Führung durch den
beleuchteten Ralinger Tunnel), kurz vor dem Moseltal war aber noch der
Mesenicher Tunnel zu durchqueren - sein Südportal sehr schwer zu finden wogegen
am Nordportal die letzten zehn Jahre die Zeit stehengeblieben zu sein scheint:
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Nordportal 2002 |
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Einschnitt am... |
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...Südportal 2011 |
Unweit liegt Igel und hier gab es
eine weitere große Brücke über die Mosel, die Hindenburgbrücke.
Erbaut 1912, fiel sie 1945 nach Sprengung. Da nahebei die Konzer Bahnbrücke
liegt, wurde sie nicht wiederaufgebaut. So war sie über Jahrzehnte ein
Top-Relikt - heute scheint ihre Zeit gezählt, ja eine Versteigerung der Reste
waren im Gespräch...
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Bei Igel vorne die Kurve zur... |
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...Hindenburgbrücke, die sich
majestätisch an die.... |
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...Mosel "schiebt":
Bilder von 2011 |
Einige Dutzend Kilometer moselabwärts
liegt Bernkastel-Kues. In diesen bekannten Weinort hatte es eine
Nebenbahn "verschlagen", die den Kontakt mit der Welt in Form der
dort fernab gelegenen Hauptbahn Trier - Koblenz bei Wittlich Hbf (Wengerohr)
vermittelte. Diese etwa 15km lange Liesertalbahn sah bis Mai 1985 einen
Schienenbusrestverkehr und vier weitere Jahre geringen Güter-Übergabeverkehr
mit 212. Heute ist auf der Trasse weitestgehend ein Radweg.
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Hinter den Trassenspuren die
Hochmoselquerungs-B. |
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Ende Radweg, Blick Wengerohr |
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Hier schon 2011 der Radweg über
die Lieser. |
Zurück zur Mosel - sie bildet
irgendwie die natürliche Grenze zwischen Hunsrück und Eifel. So wollen
wir einige gar nicht so unbedeutende Relikte auch eher hier
"abarbeiten" - zunächst erinnern wir an das "Moselbähnchen",
jene wunderschöne "Säuferkleinbahn", die die Weinorte entlang des
Flusse verband; diese gut 100km lange Strecke (zwischen Trier und Bullay)
existierte zwischen 1903/1905 bis in die 1960er. Nach der Demontage
verschwanden Jahr für Jahr die Spuren (so Gerd Wolff im Band "Klein- und
Privatbahnarchiv") - heute müssen geringste Gleisreste oder ein Brückchen
in Ruwer als "letzte Zeugen" herhalten:
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Bullay, ein Gleisrest mit Infotafel |
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Einige Flussschleifen nördlich
stoßen wir auf Bruttig-Fankel. Hier erinnert ein mächtiger Damm quer
durch den Ort, wie eine alte Stadtmauer wirkend, mit ebenso kleinen und großen
Durchlässen und Bögen an die unvollendete rechte Moselstrecke, die zwischen
Treis-Karden und Bullay eine "direktere" Verbindung Koblenz - Trier
vermittelt hätte, somit auch Teil einer angedachten strategischen Bahnstrecke
Trier - Neuwied gewesen wäre. Unvollendet zeugen also noch mächtige
Bauwerke von ihr (Bauzeit 1910er); das größte, der Treiser Tunnel (gut 2,5km
lang), im 2.Weltkrieg als unterirdische Produktionsstätte verwendet, war
schon 1946 gesprengt worden. Kleine Umschau von 2010 und 2018:
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Bruttig: auf der Trasse heute
teils Bauwerke; |
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kleinere und größere Durchlässe |
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Der große Prachtbogen, der auch
mit... |
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...Tafel gewürdigt wird |
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Wie eine schützende Stadtmauer |
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Blick zum unsichtbaren Tunnel |
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Östlich des Tunnel ein Weg, der |
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...Bachläufe überbrückt, dies... |
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...gleich zweimal |
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