Am Walensee

Tunnelname Länge Bahn / Strecke Lage Betrieb Zustand
Bommerstein 188 SBB Walenstadt - Mols   1859-1941 LV; Lagerraum
Glattwand 111 SBB Mühlehorn - Weesen   1859-1961 LV; Walenseestraße
Hechlenhorn 86 SBB Mühlehorn - Weesen   1859-1961 LV; Walenseestraße
Standenhorn 258 SBB Mühlehorn - Weesen   1859-1961 LV; Walenseestraße
Weisswand-Ofeneck 781 SBB Mühlehorn - Weesen   1859-1961 LV; großteils Radweg
unsichtbar; 
[fett] Foto u.
m       LV=Linienverlegung

 

Der Walensee in den östlichen Voralpen verbindet die Kantone St.Gallen und Glarus und ist nicht zuletzt wegen seiner Steilufer ein bekanntes Verkehrsnadelöhr.  Der Warenverkehr zwischen Zürich und Chur wurde daher bis in die Neuzeit über den See abgewickelt.  Die ehrwürdige "Schweizer Ostbahn" zwischen Sargans (Rheintal) und Ziegelbrücke (Zürichseebahn) wurde bis 1859 in Etappen eröffnet und verlief reizvoll am südlichen Walenseeufer mit vielen Tunnels entlang.  Der Straßenverkehr musste jedoch über die Kerenzerbergpassstraße ausweichen.

Aufgrund der günstigeren Zugänglichkeitsumstände betrachten wir die Relikte in Ost-West-Richtung.

Seit den 1930ern wurde die Walenseebahn begradigt und ausgebaut. Schon hierbei entstanden Verkehrsrelikte, zuvorderst der alte Bommerstein-Tunnel (betrieben bis 1941).   Von Süden zugänglich und als (Traktor-) Abstelle verwendet, ist das Nordportal wegen des nahen alten Hotels (heute Flüchtlingsheim) überschüttet, von einem Schacht jedoch zugänglich:

Bommerstein von Süden... ...guter Zustand, auch... ...innen (2010)
Bommerstein im Jahr 2012... ...ein Blick nach innen, sowie der Zugang... ...am Nordportal

Nächster bedeutender Punkt ist der Ort Mühlehorn.  Hier hatte die Bahn nach Felsstürzen 1899 eine Neutrassierung mit dem 133m langen Stutztunnel bekommen; das alte engkurvige Trassee wird verwendet von der Nebenstraße Tiefenwinkel.

Bedeutsame Veränderung schließlich 1961 mit Eröffnung des doppelspurigen Kerenzerbergtunnel:  die alte einspurige Trasse zwischen Mühlehorn und Weesen mit den Tunnels konnte zur Walenseestraße umgebaut werden, wobei allerdings die einspurigen Bahntunnel Hechlenhorn (86m - beseitigt), Glattwand (111m), Standenhorn (258m) und Weisswand-Ofeneck (781m) aufgeweitet bzw. abgeschnitten werden mussten.  Für diese Nationalstraße 3 direkt am Seeufer entstanden die zweispurigen Autotunnel Stutz (144m), Mühlehorn (260m), Glattwand (100m), Standenhorn (230m), Weisswand (460m) und Ofenegg (370m): Eröffnung 1964.  Jahrzehnte eine Unfall- und Staufalle, entschärft erst 1986 mit Eröffnung des Kerenzerberg-Autotunnel mit zusätzlicher Autobahnspur bergseitig.  Seither dient die Walenseestraße der Autobahn 3 als Richtungsfahrbahnen in Westrichtung.

Ein Relikt jener Zeit die alte Raststätte Walensee, seit Herbst 2004 leerstehend; hier ein günstig gelegener gleichnamiger Parkplatz, um den Hauptreliktbereich der alten Walenseebahn zu erkunden.  Mit Umbau des Bahntrassee zur Straße entstand ein Fuß und Radweg, der Teile der Trasse inklusive Tunnel nutzt !  Dieser Weg kommt etwas abenteuerlich am Berghang von Mülital her, passiert direkt den alten Betonklotz des Rasthauses und verläuft nun parallel zur Autobahnspur, diese unterirdisch kreuzend:

Raststätte Walensee von Westen (mit Hinweisbe- -malung aus Gegenverkehrszeiten A3 Blick West, Standenhorntunnel, links Radweg

Der Autobahntunnel Standenhorn wird in einem beleuchteten S-förmigen Stollen unterquert; ab dessen westlichem Ausgang (an dem man das alte, verbaute Portal des Bahntunnelwestportals erahnen mag) verläuft der Radweg auf der nördlichen Seite unmittelbar am Seeufer, teils Hangbrücken benötigend.  

Stollenende unter Standenhorn;  rechts oben... ...die ehem. Bahntunnelportalmauer ? A3-Galerie Standenhorn von Westen

Nach einem vergleichsweise breiteren Uferbereich, bei der Radweg und Autobahn parallel geführt werden (und unmerklich den in den See stürzenden Filzbach queren), kommt der Höhepunkt: die Weisswand.  Die Straße führt nun bergseitig durch den neuen Tunnel Weisswand - der an seinen Enden je Galerieschutzverbauten trägt -  und mündet direkt in den Ofenegg-Straßentunnel.  Die Bahntrasse kann zunächst durch den unverbauten Tunnel Weisswand (mit Fenstern und sogar einem Kilometersteinrelikt) als Radweg erlebt werden; am westlichen Ende jedoch muss der Radweg den alten Tunnel mit einer engen Kurve verlassen, da die Trassenlinie von der sich wieder dem Ufer nähernden Autobahntunnel besetzt wird (und damit Teile des Bahntunnels umgebaut umfasst).
Ein Notausgang des Straßentunnels mündet in den Velotunnel im Bereich dessen S-Kurve.

Weisswandtunnel  OP ...hier eine Art Galerie-Beginn beleuchtet (2010)
Blick West, rechts die Fenster Gute Beleuchtung Merkliche Querschnittsänderungen
Innen (im Originaltunnel?) km-Stein 28,4 Das Velo-Portal neben dem Autotunnel Veloweg unterhalb A3-Galerie

Der Abschnitt zwischen Weisswand und Ofeneck ist von der A3-Galerie (die beide gleichnamigen Tunnels verbindet) mit tieferliegendem ufernahen Veloweg geprägt. Während die Autobahn nun wieder bergseitiger "verschwindet" - nicht ohne die Teile des alten Ofeneck-Bahntunnel-Ostportals beseitigt zu haben, läuft der Veloweg reizvoll zwischen Ofeneck-Felshang und Kiesgewinnungsuferfläche dem Linth-Escher-Kanal entgegen.

Zwischen dem Felsbewuchs findet der aufmerksame Beobachter die beiden alten Fenster des Ofeneck-Bahntunnel; das östliche Fenster ist begehbar und mündet nach einigen Metern in den stockfinsteren Ofeneck-Tunnel:  er ist feucht, aber ohne sichtliche Verstürze oder Brüche:

Das westliche Ofeneck-Tunnelfenster Innen Blick Ost, Mauer (dahinter Autobahntrasse) Blick West, irgendwann käme das Portal
Das westliche, vermauerte Tunnelfenster Veloweg Blick Ost, Reste des Heerweges

Das westlichere Fenster indes endet (wohl auf Höhe der Tunnelröhre) an einer Betonwand.  Wenige Dutzend Meter weiter aber überdauert das (ebenfalls verschlossene) Westportal des alten Ofeneck-Tunnel als Eisenbahnrelikt seit über einem halben Jahrhundert.

Weisswand-Ofeneck: das Westportal... ....in abgeschiedener... ...Waldumgebung

Unweit verlassen Veloweg, alte Bahntrasse, neue SBB-Strecke, alte Walenseestraße (A3 Westfahrbahn) und neue A3 (Ostfahrbahnen, Kerenzerberg-Tunnel) das Bergmassiv des Kerenzer-Berges und erreichen die Linth-Ebene.  Der Linth-Escher-Kanal wird hierbei von allen überquert; dankenswerterweise geschieht dies im Falle des Rad- und Fußweges auf der alten Eisenbahnbrücke:

Blick Kerenzerbergmassiv Die alte Bahnbrücke über dem Linth-Escher-Kanal

Komplettiert wird die reichhaltige Reliktlage noch durch den historischen Heerweg; er ist großteils als Fußpfad bergseitiger eine Alternative zum Veloweg.

Quellen / Linktipps:

http://www.sarganserland-walensee.ch/lokalgeschichte/heerweg/heerweg.htm

http://www.autobahnen.ch/index.php?id=3&direction=2&lg=000&page=015

Auf Google Streetview lassen sich alle Autobahntunnels im Detail betrachten; es sind auch Schwenks zum Radweg respektive dessen Stollenportalen möglich...

 

Hinweis aus aktuellem Anlass:  die Fremdenfeindlichkeit der (tatsächlich an Überfremdung leidenden) Schweiz ist in der polyglotten Region Genf am geringsten, sodass Urlaubspläne (so sie bestehen sollten) sich auf diese, den lieben französischen Regionen Chablais und Savoien nahen Gegenden konzentrieren sollten.... 

 

Fotos: Lorenzo Costini (9), Autor

 

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