In und an der Landeshauptstadt
Magdeburg treffen sich eine Vielzahl unterschiedlichster Verkehrswege:
neben der alten Fernverkehrschaussee und heutigen B1, der auch schon alten RAB
/ BAB 2 treffen Elbe, Mittellandkanal und Elbe-Havel-Kanal aufeinander; nicht
weniger als acht Eisenbahnlinien streben in alle Himmelsrichtungen. Obwohl
A2-Ausbau, A14-Neubau nach Halle, demnächst Altmarkautobahnentstehung sowie Fertigstellung des Verkehrsprojektes Deutsche Einheit Nr.17 Ingenieure
und Baustellentouristen am meisten lock(t)en, gab und gibt es für
Verkehrsreliktforscher einiges zu bestaunen: bereits in den 1930er
Jahren war begonnen worden, Mittellandkanal und Elbe-Havel-Kanal mittels
großer Elbüberbrückung sowie Schleusenanlage Hohenwarthe miteinander zu
verknüpfen um Schiffen den zeitraubenden Umweg über das berühmte
Schiffshebewerk Rothensee (noch immer Touristenmagnet) sowie die Schleuse
Niegripp zu ersparen; der Krieg hatte zur Baueinstellung geführt und bis in
die 1990er Jahre markante Beton-Bauruinen hinterlassen. Heute steht besagtes
Verkehrsprojekt auf gleicher Trassenführung mit hochmoderner Doppelschleuse
Hohenwarthe unter Verkehr.
Weniger bekannt ist der alte
Bahndamm der Eisenbahnlinie Magdeburg - Burg - Berlin, der zwischen Gerwisch -
Lostau - Hohenwarthe - Niegripp und Burg einen viel nördlicheren
Verlauf genommen hatte (eröffnet 1846); erst 1871 durchstieß man den
"Höhenrücken" des Hohen Fläming bei Möser und erhielt eine weit
weniger hochwassergefährdete Bahnstrecke, eine der ersten aufgegebenen
Bahn-Überlandtrassen hinterlassend.
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Blick von Kreuzung
Alter Bahndamm / Alter Kanaleinschnitt nach SO
Widerlager der proj. Straßenbrücke Hohenwarthe - Niegripp (1997) |
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Standort Alter
Bahndamm, Blick Nordost
Elbe-Havel-Kanal vor Fertigstellung; Widerlager beseitigt (2002) |
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Der Kanal 2008,
Standort Alter Berliner Damm:
noch immer ist der Dammrest der alten Straße zu erkennen |
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Der Alte Berliner
Damm ist hier eine Datschen-
Anlagen-Zufahrt |
Siehe auch Wasserwege/Elbehavel
(mit Relikten der Straßenquerung und Niegripper Alt-Kanal)
Zurück zum Alten Berliner
Eisenbahndamm; 2008 konnte der Autor diese Reliktzustände festhalten:
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Heyrothsberg: große Ehle-Brücke... |
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...schon gesperrt; man sieht... |
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...ihre einstige
Hauptbahn-Zweigleisigkeit |
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Nördlich Hohenwarthe: Damm,
der ... |
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..einen Waldpfad aufnimmt
(je 2008) |
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Bei Niegripp unverkennbar (2022) |
Zurück ins Stadtgebiet. Die heutige Landeshauptstadt
Sachsen-Anhalts ist ein alter Handelsplatz und junger Verkehrsknoten.
Gelegen an Elbe, Mittellandkanal, beehrt durch viele Eisenbahnen und
Fernstraßen, kann die Metropole mit manchem Verkehrsdenkmal aufwarten;
natürlich ist auch hier von einer großen Bahnverlegung zu berichten.
Als schon 1840 die erste Bahnstrecke nach Cöthen - Leipzig eröffnet wurde,
fuhren die Züge in den Leipziger Bahnhof am Fürstenwall (Schleinufer); die
direkte Berlin-Potsdam-Bahn musste 1846 in der Friedrichstadt
"warten", bis zwei Jahre später die Bahnbrücken über die Elbearme
fertiggestellt waren, wodurch sich dann im mitbenutzten Füstenwall-Bahnhof am
westlichen Elbufer die drangvolle Enge zuspitzte. Abhilfe schuf ab 1872
die Schaffung eines neuen (heutigen) Hauptbahnhof-Areals (zunächst freilich
mit verschiedenen Empfangsgebäuden, bis 1883 fertiggestellt) und mit ihr die
Erbauung neuer Zulauftrassen samt Elbbrücke (1873) und Linienverbesserung um
Gerwisch. Der entbehrliche "Alte Berliner Eisenbahn-Damm"
lebte Jahrzehnte in Meßtischblättern und der Landschaft weiter (siehe oben);
die Strecke wurde als
eingleisige Nebenbahn Buckau - Biederitz (KBS 207b, SNR 6878) betrieben (Pv
bis 1963, Gv bis 1994) - Stilllegung 1998.
Die Verwucherung danach erlaubt bis in heutige Tage morbid-romantische Bilder
rostender Brücken:
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Die Hubbrücke: von
Berliner Haupt- über Güter- |
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-Agl, Fußweg zur Halbruine noch
gesperrt... |
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...doch dann.. |
...zeigt sich das Potential dieser Brücke als
Top-Location (Fußweg) im Polizeiruf 110 (gedreht 2016)...
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2008 wüst am MDR vorbei,... |
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...verwucherte Brückenfelder
über die... |
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...Taube Elbe |
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Denkmalwürdige Brücke über die
Alte Elbe |
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Mitten in einer deutschen... |
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...Landeshauptstadt (je 08) |
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Schleinufer: alte
Hafenbahngleisreste... |
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...die sanierte Hubbrücke... |
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...ihr Gleisende (je 2017) |
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Brückenruinen über Taube.. |
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...und Alte Elbe... |
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...wann kommt der Radweg ? Je 2017 |
Ebenfalls denkmalgeschützt die Reste des
großen Elbbahnhofs; auch nach Absetzung der alten
Fürstenwall-Centralstation (im Bild weit im Hintergrund) über Jahrzehnte
für Güterumschlag bedeutend; die Verbindungsbahn am Elbufer zum Handelshafen
ist aber lange abgebaut.
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Gelände des einst geschäftigen
Elbbahnhofs |
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Schienenkreuzung am Posten
Hubbrücke |
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Weiter südöstlich, Richtung Buckau, gab es
bis in die 1990er Gütergleise; das einstige wilde gemischte Gelände ist nun
reizvolle Elbpromenade mit Ausflugslokal, stark mit anspruchsvollen Häusern
überbaut; es überdauern an Benediktinerstraße ein Gleisrest und das
südliche Bachbrückenwiderlager:
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Buckau: Gleisrest, altes... |
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...Widerlager; statt Güter- |
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-gelände nun Edelwohnungen an
Elbe (je 2008) |
Stichwort Elbe. Sie als Verkehrsweg
bedingte den Bau von Häfen, zu denen sich natürlich ausgedehnte
Hafenbahnanlagen gesellten. Nach Konzentration der Verkehrsträger auf
Großumschlagplätze wurden viele kleinere Anschlüsse entbehrlich, und, in
jüngerer Zeit ganze Anlagenbereiche museal umgestaltet.
Prominent hier der
praktisch aufgegebene Handelshafen (südlich der Herrenkrugbrücken), wo neben
einem ausgestellten alten Eimerkettenschwimmbagger eine kleine
Fahrzeugausstellung und ein Schiffsmuseum lohnende Ausflugsziele sind.
Hier finden sich auch noch Gleisreste, Brückenwiderlager (z.B. eine alte
Gleistrasse parallel südlich zur heutigen SNR6110/Herrenkrugbahnbrücke) und
die alte Hafenhubbrücke:
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Widerlager alte Trasse zur Elbbrücke |
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...Brücke mit
Hafenbahngleisrest |
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...dann die
Hubbahnbrücke |
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Die Fahrzeugausstellung mit... |
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..Güterwaggons an
alten Speichern (je 2022) |
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Ja, der Fluss. Wenige
Kilometer nördlich streift der Mittellandkanal ganz knapp das Stadtgebiet.
Etwaige Verkehrsrelikte dort (alte Schleusen und Verbindungskanäle, alte
Hebewerksruinen usw.) werden unter /wasserwege behandelt.
Magdeburg
selbst hat eine umfangreiche "Hafengeschichte". Im Norden zwei
klassische Hafenbecken (allerdings am Rothenseer Verbindungskanal [Elbe -
Mittellandkanal] gelegen), weiterhin gut genutzt, anschließend den
Kanalhafen (praktisch als Becken 3).
An der Elbe von Norden den
Industriehafen I, den brachliegenden Schleusenkanal und den
Handelshafen, heute "Wissenschaftshafen" mit seinem musealen Gepräge.
Richtung Innenstadt folgt die Zollelbe, die an Zoll- und Winterhafen endet.
Weniger Bedeutung sodann die (einstigen) Anlegestellen am Elbufer /
Promenade oder Sülzehafen und Yachthafen Salbke.
Der Schleusenhafen dagegen, tot am Herrenkrugsteg endend,
erinnert an die Planung einer Elbstaustufe. Die Doppelschleuse
Magdeburg-Neustadt (mit über 300m Länge damals die größte Binnenschleuse
Europas) war 1942 fast fertiggestellt, die Staustufe jedoch nie begonnen.
Nach Kriegsbeschädigungen und folgender Demontage der Hubtore erinnern
immerhin mächtige Kai- und Trennmauern an ein Stück Verkehrs- und
Baugeschichte:
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Blick von östlicher Kaimauer auf... |
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...die Trennmauer - eine wirklich rekordlange... |
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...Schleuse (je 2022) |
Von Magdeburg verabschieden wir uns mit
zwei eindrucksvollen Bildern. Nebenbahnen, vielfach eingestellt und
brachliegend, werden z.B. unter Börde/ Harzvorland behandelt; die
kleine Stichstrecke Gommern - Pretzien, die zwischen 1890 und 1977
ausschließlich der Quarzitabfuhr diente, überdauert (auch wegen ihrer
häufigen Trassenverlegungen) im Wesentlichen mit einer ausgestellten
Dampflok auf dem Vorplatz Bhf Gommern.
Lebendige Industriegeschichte
dagegen ist das Pretziener Wehr (über der Dornburger Alten Elbe).
Errichtet bis 1875, dient es bis heute dem Hochwasserschutz, indem
Flutwellen der Elbe weiträumig östlich abgeleitet werden. In solchen
Fällen steht das alte Ehle-Viadukt Heyrothsberge "im Wasser", fungiert der
alte Bahndamm bei Lostau als Deich:
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Gommern 2013 |
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Pretzien 2016 |
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Titelbild (TillVoigt auf pixabay,
verkleinerter Ausschnitt, lizenzfrei) zeigt die Hubbrücke der Urtrasse
Berlin-Magdeburg - und den Dom.