Inklusive Spitzkehre.

Gern gesehen nur bei Modellbahnern

Mangels extremer Gebirgsregionen waren Spitzkehren bei Deutschlands Bahnen verhältnismäßig selten.  Die betriebliche Erschwernis rechtfertigt eine Betreibung heute eigentlich nur in städtischen Bereichen, so bei Straßen- und Stadtbahnen oder - bei Einsatz moderner Zweirichtungstriebwagen in Sonderfällen wie Weimar Berkaer Bhf;  die Rübelandbahn mit ihrem umfangreichen Kalkgüterverkehr muss auch heute noch mit ihrer Spitzkehre Bast Michaelstein "leben".

Es ist kein Zufall, dass die wenigen Spitzkehrenbahnhöfe teils lange Zeit stillgelegt sind - gleich nach dem Krieg traf es die Nebenbahn um Fürstenhagen (die trotz sanft-hügeligen Eichsfelds die ersten sechs Betriebsjahre sogar Zahnstangenabschnitte hatte), die Kleinbahn Steinhelle-Medebach im östlichen Hochsauerland mit ihren zwei Kehren ist seit 1953 Geschichte, Erinnerungsrelikte schon sehr schwer aufzufinden;  die 1970er sahen das Ende der Bonndorfer Bahn im Hochschwarzwald mit der Kehre Lenzkirch, Mitte der Achtziger kam das Aus für die Westerwaldbahn mit der Spitzkehre Erdbach sowie am Meißner für die Gelstertalbahn mit Großalmerode Ost und zu schlechter Letzt erwischte es die kleine Thüringerwaldquerung mit dem "echten" Rennsteigbahnhof 1998.
Der berühmte Spitzkehrenbahnhof Lauscha, dessen Strecke (Sonneberg - Probstzella) 1997 wegen maroden Oberbaus während einer Zugfahrt gesperrt worden war, konnte nach umfangreichen Gleisrückbauten ("Bereinigungen") zwischenzeitlich kurz wieder befahren werden; seit Dezember 2002 findet (nach Neubau des Nassentelle-Viaduktes) wieder ein Taktverkehr mit STB-Triebwagen nach Neuhaus am Rennweg (dort Personenverkehr schon 1968 beendet) statt (Zugkreuzungen in Lauscha zur vollen Stunde): ironischerweise jetzt mit zweiter "Spitzkehre", nämlich Fahrtrichtungswechsel in Ernstthal a.R. (Strecke nach Neuhaus war lange separat bedient worden, "gehörte" aber einst zur Strecke Probstzella - Neuhaus (die in Ernstthal auf die Sonneberger Strecke "traf")...

Bis 1947:    Heiligenstadt - Fürstenhagen - Schwebda  (ein Gleis durch den Friedatunnel "gehörte" ihr)

Fürstenhagen: überlebt hat der Wasserturm neben ehem. Bhf
siehe unter Kanonenbahn


Bis 1971:   Dombühl - Schillingsfürst - Rothenburg o.T.

Die Nebenbahn im westlichen Mittelfranken ist im Spitzkehrenort gänzlich verschwunden, andernorts finden sich wüste Damm- und Einschnittstellen (Restgleisspuren nahe Dombühl), vereinzelt eine Brücke (Bersbronn, je 2007), in den 1990ern waren noch einige Kilometersteine Zierde am Trassen-Wirtschaftsweg.  (Siehe Franken)

 

Bis 1976:    Kappel - Lenzkirch - Bonndorf

Die Fischbauchträgerbrücke bei der Löffelschmiede:

Größtes Relikt der Strecke, im Jahr 2002 freigeschnitten
als Vorarbeit zum heutigen Radweg

Mehr über die Strecke und ihre ganz unterschiedlichen Trassenzustände


Bis 1985:    Herborn - Erdbach - Schönbach

Erdbach 1993
rechts Richtung Schönbach (-Westerburg)

Siehe auch Westerwald


Bis 1985:   Velmeden - Großalmerode Ost - Eichenberg

Schöne Brücke bei Laudenbach mit Blick zum Meißner
Großalmerode Ost 1996:  letzte Betriebsamkeit Albsliede-Tunnel 1993

Siehe auch unter Werratal.

 

Bis 1994:    Schmalkalden - Kleinschmalkalden - Brotterode

Für eine derart "kleine" Strecke durchaus aufregende Geschichte:  erbaut 1898, um den auf etwa 600m Höhe gelegenen Luftkurort nach einem Großbrand wieder aufbauen zu können;  ebenso war Eisenindustrie nebst Bergwerken "vor Ort".  Ein oberer Abschnitt war zwischen 1964 und 1986 stillgelegt und demontiert (dann für vier Jahre nochmals betrieben, Gruß an den "Plan"...); der Bereich um die Spitzkehre (deren Ort zu DDR-Zeiten Pappenheim hieß !) erlebte 1994 seine Stilllegung, 1996 einen rührigen Privatbahnbelebungsversuch;  heute ist der Mommelsteinradweg dankbarstes Reiseziel.  Siehe unter Thüringer Wald.

Links von Schmalkalden, rechts gings hoch nach Auwallenburg (- Brotterode)

 

Bis 1998:    Ilmenau - Rennsteig - Schleusingen

RB aus Ilmenau vor Zugkreuzung
213 kurz vor Ende ihres kurzen Gastspiels
Bhf Rennsteig 2001
Signal leuchtet tapfer weiter

Strecke ist 2004 unter der Rennsteig-Bahn AG reaktiviert worden; Güterverkehr (Holzabfuhr) und Museumsverkehr in Aufbau.

Siehe auch unter Thüringer Wald

 

Bahntrassenradwege

Gern genutzt von Jedermann.

Hier finden wir auch "die Frau", die nicht selten skatet, hier finden wir den Ahnungslosen, der einen schönen wenig geneigten, nicht selten abseitig-idyllischen Weg nutzt ohne die Eisenbahnhistorie zu kennen - hier finden wir Relikte wie Tunnel und Viadukte, mitunter mit Infotafeln, mehr und mehr mit zusätzlichen musealen Elementen.

Kleine Auswahl bedeutender Bahnradwege:

Name Region ehemalige Strecke Besonderheiten
Wanderbahn Odenwald Mosbach - Mudau (1000mm) relativ alt;  Dampflok am ehem Bhf Mudau
Maare-Mosel-Radweg Vulkaneifel Wittlich - Daun vier Tunnel, Viadukte;  55km Daun - Mosel
Maifeld-Radweg Eifel / Maifeld Mayen - Polch - Münstermaifeld zwei Tunnel, Hausener Viadukt
Enztalradweg Eifel Pronsfeld - Neuerburg Tunnel Neuerburg und Weidendell
"Sauertallinie" Südeifel (Bitburg-)Irrel-Mesenich(-Igel) Ralinger Tunnel
Ahrtalradweg Eifel Remagen - Ahrdorf tw. parallel zur Ahrtalbahn;  diverse Tunnel
Schinderhannesradweg Hunsrück Emmelshausen - Simmern "Bit-Express" Beller Bahnhof
Fritz-Wunderlich-Weg Saar-Nahe-Bergland Kusel - Freisen 2 Tunnel, Oberkirchener Viadukt
Bliestal-Freizeitweg Saarland Blieskastel - Reinheim brandneu
Glan-Blies-Radweg Pfalz Glanmünchweiler - Altenglan Elschbacher Tunnel
Kerkerbachbahn Westerwald Kerkerbach - Mengerskirchen Reste von Tonverladeanlagen und Tongruben
Unstrut-Werra-Radweg Hainich Mühlhausen - Treffurt ehem. Grenze;  Bhf Heyerode jetzt Gasthaus
Oechsenbahnweg Rhön Wenigentaft - Oechsen neu, informative Tafeln; Anschluss Ulstertalweg
Vulkanradweg Vogelsberg Lauterbach - Oberwald nagelneu; Asphaltgüte 1A;  Panoramen
Gaubahnradweg Mainfranken Ochsenfurt - Röttingen gute Erläuterungstafeln auch zur Bahngeschichte
Planetenweg Franken Georgensgmünd - Spalt Sonnensystem in 1:1 Mrd mit Modellen
Bockerlbahn-Radweg Niederbayern Landau - Arnstorf Stahlbrücke über Isar
R16 Frettertal Sauerland Finnentrop - Fehrenbracht Lok, Waggon, Schilder, Signal entlang der Strecke

Empfohlen sei die umfänglichste und perfekte Webseite von Dr. Achim Bartoschek

 

Momentaufnahmen ehemaliger Bahntrassen

Auf der Schwäbischen Alb:  ex 318f  (2000)

 

Nutzung alter Bahntrassen als Feld- und Wirtschaftswege ist eine gebräuchliche Praxis.  So organisch wie hier nahe Schömberg findet man allerdings selten Trassen vor.  Sogar die meisten Kilometersteine überdauern.

     
In Niederbayern:  ex 427n  (1997)

 

Hohe, schmale Dämme sind dagegen seltener gut befahrbar.  Im Vilstal waren ebenso die Hektometerzeichen (mit mächtigen Betonfundamenten) nette Erinnerungsrelikte an einer wenig genutzten Fahrspur.

 

     
Vorfristig / gestellt: Metten, ex 426q  (1997)

 

Mitte der 1990er waren Bahntrassenradwege noch nicht an jeder Ecke vorzufinden.  Im Donautal, nahe des extrem befahrenen Flussradweges, könnte die alte Stichbahntrasse ebenso Entlastung parallel zur Ortszufahrt bringen...

 

     
Radwegeinweihung im Brendtal 1995:  ex 417g

 

Selten ist ein Radweg nützlicher gewesen als hier am Fuße der Rhön, wo die Fernbundesstraße 279 und zukünftige A76 (?) Gefahren für Zweiräder barg...

 

     
Abbau trotz parallelen Radweges, Saaletal:  ex 417h  (1997)

 

Ein bisschen Wüstung ist doch typisch - doch mancherorts wurde schnell abgebaut, obwohl garantiert kein Bahntrassenradweg wartete - wie hier nahe Taubachsmühle im Grabfeld... 

 

     
Wiederaufbau bei Herrenberg,  ex 317c  (1999)

 

Ein Bahndamm mit Baufahrzeugen - ausnahmsweise mal kein Abbau, sondern ein Wiederaufbau für eine S-Bahn-Verlängerung (schwäbisches Gäu)...

 

     

 

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